Juden in Mittel- und Osteuropa

Klezmorim in der Ukraine, 1925
Ethnische Karte des europäischen Russlands (1875)

Die Juden in Mittel- und Osteuropa waren bis zum Holocaust die weltweit zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe von Juden. Sie entwickelten eine eigene jüdische Gelehrsamkeit und besondere Formen der religiösen Praxis.

Die ersten Juden siedelten sich im Königreich Polen und dem Großfürstentum Litauen vermutlich im 12. Jahrhundert an. Im frühen 16. Jahrhundert lebten in Osteuropa etwa 50.000 Juden, vor allem in Polen, Litauen, in der Moldau und der Bukowina. Die alten Gemeinden waren im Mittelalter oft parallel und in Konkurrenz zu christlichen Siedlungen im Osten entstanden. In Posen, Krakau, Lublin, Lemberg und Wilna besaßen die Juden Privilegien für eine weitreichende autonome Gemeindeverwaltung, und so waren diese Städte zu Ballungszentren der jüdischen Bevölkerung geworden.

Ende des 18. Jahrhunderts lebten bereits etwa 1,5 Millionen Juden in Osteuropa. Dieser Zuwachs war sowohl der Einwanderung aus dem Westen wie auch den relativ günstigen Lebensbedingungen zu verdanken. Die Rechtssicherheit der Juden war im Osten Europas größer als im Westen, doch blieb die überwiegende Mehrheit der osteuropäischen Juden sehr arm. Vor dem Überfall auf Polen 1939 lebten über 3,4 Millionen Juden in Polen, weitere 4 Millionen lebten im europäischen Gebiet der Sowjetunion. Besonders der Westen der heutigen Ukraine war jüdisch geprägt. In vielen Städten machten Juden bis zu 30 Prozent der Bevölkerung aus, in Minsk beispielsweise waren es 1897 sogar 52 Prozent der Stadtbevölkerung.

Während des Holocaust wurde die überwiegende Mehrheit der Juden Osteuropas umgebracht.[1]

  1. Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden. dtv, München 2000, ISBN 3-423-30765-X.

© MMXXIII Rich X Search. We shall prevail. All rights reserved. Rich X Search